Wie der Südstern in seiner letzten Ausgabe berichtete, hat der Eigentümer des Grundstücks, auf dem sich der Schornstein des ehemaligen Dieselmotorenwerkes (DMR) befindet, einen Antrag auf Abriss des denkmalgeschützten Bauwerks bei der Rostocker Stadtverwaltung eingereicht. Zur Begründung beruft sich der Eigentümer auf den § 6 Abs. 1 des Denkmalschutzgesetzes M-V, wonach Denkmäler im Rahmen des „Zumutbaren“ zu erhalten sind. Entsprechend einem Gutachten, welches vom Antragsteller selbst in Auftrag gegeben wurde, ist die Zumutbarkeit nicht mehr gewährleistet. Der Schornstein weise erhebliche Beschädigungen auf und sei einsturzgefährdet. Eine Sanierung würde 350.000 Euro kosten.
Nach Angaben des Stadtkonservators Peter Writschan aus dem zuständigen Denkmalpflegeamt wurde die Problematik am 4. Februar im Kulturausschuss der Bürgerschaft vorgestellt. Das Amt erläuterte dabei, dass Mittel für eine Sanierung des Schornsteins nicht bereitstünden. Problematisch sei auch, dass der Schornstein keinerlei Funktion hat.
Am 1. April will das Denkmalpflegeamt in den Ortsbeirat Südstadt gehen, um die Problematik vorzustellen. Derweil äußern sich Leserinnen und Leser des Südstern kontrovers zu der Frage, ob der Schornstein erhalten werden soll oder nicht. Exemplarisch dafür stehen folgende Beiträge:
Pro Erhalt
Schornstein in zukünftige Bebauung integrieren
Es ist traurig, wie viele schöne erhaltenswerte historische Gebäude, die den Krieg überstanden haben, zu DDR-Zeiten abgerissen wurden, insbesondere in der Nördlichen Altstadt.
Was das Kesselhaus und den Schornstein vom ehemaligen DMR betrifft, wäre es eine Schande, dieses Ensemble zu vernichten. Es muss doch wohl möglich sein, das Kesselhaus samt Schornstein in ein neues modernes Gebäude zu integrieren. Andere Firmen in anderen Städten tun das auch. Als Beispiel nenne ich nur das Radialsystem in 10243 Berlin, Holzmarktstraße 33.
Wie viele ehemalige Kollegen, die einst im DMR gearbeitet haben, würden sich freuen, wenn wenigstens ein Stück Stadtgeschichte, das außerdem den Schriftzug ihres Betriebes trägt, saniert und erhalten wird. Da werden doch Emotionen bei vielen Rostockern geweckt bei dem Gedanken, dieses Denkmal zu vernichten. Ich würde mich freuen, wenn möglichst viele Rostocker Bürger sich zu diesem Industriedenkmal des ehemaligen DMR bekennen und das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege alles daran setzt, es zu erhalten.
Ulrich Preetz
Kontra Erhalt
Schornstein kein schützenswertes Denkmal
Als langjähriger DMR – Angehöriger weiß ich, dass zu Zeiten der Braunkohlefeuerung im Kesselhaus stets ein „Regen“ von Asche aus dem Schornstein niederging, der alles ringsherum verschmutzte und den alle verfluchten. Und die Autobesitzer, die ihr Fahrzeug auf dem Parkplatz vor dem Betriebstor abgestellt hatten, konnten sich besonders über festklebenden, zum Teil eingebrannten Ruß auf ihren Autos erfreuen.
Aus dieser Sicht hat wohl kaum jemand ein gutes Andenken an dieses Bauwerk.
Stellt das Kesselhaus mit dem ungewöhnlich eckigen Schornstein ein schützenswertes architektonisches Denkmal dar ? In Verbindung mit dem Verwaltungsgebäude und der Halle 1 hätte man das vielleicht bejahen können, aber ohne diese bereits abgerissenen Gebäude nach meiner Meinung nicht.
Prof. Franz Spychala