Stadt unternimmt nichts, „Pütterweg bleibt“ sammelt Müll
Das Gelände des „Groten Pohls“ ist in der Südstadt bekannt als eine große Panne in Sachen Stadtplanung. Vor fünf Jahren wurde die ehemalige Gartenanlage Ernst-Heydemann unrechtmäßig geräumt, obwohl es damals genauso wie heute noch keinen konkreten Bauplan gab. Die Kleingärtner verloren ihr zweites, grünes Zuhause, in das sie über Jahre hinweg Liebe, Zeit und Geld investiert hatten. Damals wurde ein Bauzaun mit Schildern errichtet, beides wurde kurz darauf von neugierigen bzw. aufgebrachten Bürgern entfernt. Seitdem gab es von Seiten der Stadt keinen weiteren Versuch, das Gelände langfristig vor äußeren, menschlichen Einflüssen zu schützen. Nach und nach wurden Gartenhütten ausgeräumt, zerstört und in Brand gesetzt. Bäume wurden und werden illegal gefällt. Zu alledem kommt noch die illegale Müllentsorgung, die ins Unermessliche ausgeartet ist. Privatmenschen und Kleinunternehmer entledigen sich ihres Haus- und Sperrmülls, ihres Bauschutts, ihrer alten Waschbecken und leeren Farbeimer. Abgesehen von den DDR-Gartenhütten ist die Asbestbelastung dieses kleinen Abschnitts des „Groten Pohls“ dadurch in den letzten Jahren untragbar geworden. Die illegal abgeladenen Asbestplatten findet man auf dem gesamten Gebiet in großen Mengen, es handelt sich vermutlich um mehrere Tonnen.
Die Stadt unternahm in den letzten fünf Jahren nichts – keine Zäune, keine Schilder oder Kameras, keine regelmäßigen Kontrollen. Die Gegend ist weiterhin frei zugänglich und nicht gekennzeichnet, was leider auch von Menschen ausgenutzt wird, die mit ihren Autos möglichst tief in die Gärten fahren, um ihren Müll dort abzuladen.
Einige Kleingärtner der benachbarten Gartenanlage „Pütterweg“ und weitere engagierte junge Menschen haben seit Anfang Mai selbst Initiative ergriffen und insgesamt vier Müllsammelaktionen organisiert. Die Gruppe ist motiviert, das Problem nach jahrelangem vergeblichen Warten auf die Stadtverwaltung selbst in die Hand zu nehmen. Bei der ersten Aktion wurden drei kleine Parzellen der ehemaligen Gartenanlage Ernst-Heydemann gesäubert, was bei den Unmengen Müll auch vollkommen ausreichte. Trotz der kleinen Fläche war das Ergebnis überwältigend und die Natur wurde von ca. 300 kg Müll befreit. Absurde Funde machten die Arbeit umso spannender, es waren viele brandneue, noch verpackte Gegenstände und eine komplette Kuhhaut dabei. Asbest wurde größtenteils liegen gelassen, um einen gesundheitlichen Schaden bei den Teilnehmern zu vermeiden.
Die Abholung des Mülls erfolgte erst nach 5 Wochen, da wiederholte Meldungen bei der Stadtverwaltung über das Portal „Klarschiff.de“ nicht bearbeitet wurden. Erst nachdem das Amt für Liegenschaften telefonisch informiert wurde, kam es eine Woche später zur Müllabholung. Ohne das Engagement der Kleingärtner aus der KGA Pütterweg wäre dieser Müll langsam in der Natur verrottet. Das Problem der massiven Vermüllung auf dem „Groten Pohl“ und der weiter fortschreitenden illegalen Müllentsorgung ist damit aber noch nicht gelöst. Hier muss die Stadt als Eigentümerin des Areals endlich Verantwortung übernehmen und die Missstände beseitigen. Es kann doch nicht sein, dass Bürger in ihrer Freizeit Aufgaben der Stadtverwaltung übernehmen müssen.
So lange auf dem „Groten Pohl“ nicht gebaut wird, sollten sich Bürger an dem Gelände erfreuen können. Doch ist das vielleicht nicht gewollt? Denn die aktive Vernachlässigung der Fläche verschleiert ihr eigentliches Potential und verhindert, dass sich Rostocker für ihren Erhalt einsetzen.
Initiative „Pütterweg bleibt“