Der Tanz um die Arena

„Die OSPA möchte bei der Stadthalle den Kesselborn-Park mit Sportarena und Parkhaus bauen, diese Pläne unterstütze ich“, schrieb vor gut sechs Monaten das langjährige Bürgerschaftsmitglied Eva-Maria Kröger als OB-Kandidatin werbend im Südstern. Jetzt erfahren wir aus dem Rathaus, dass Oberbürgermeisterin Kröger „die Auffassungen der städtischen Fachämter, die sich intensiv mit einer Event- und Sportarena auf dem Kesselborn befasst haben“ vertrete und die bereits 2017 entstandene Idee einer Arena „aufgrund aktueller Entwicklungen“ hinterfrage. „Kostensteigerungen, ein finanzielles Risiko für die Stadt und erhebliche Zweifel, ob die Arena tatsächlich von Profi-Sportvereinen genutzt wird“ hätten eine neue Debatte angestoßen, teilt dazu Rathaus-Sprecher Ulrich Kunze mit. Es stehe bereits fest, „dass die geplante Arena beispielsweise für die Seawolves zu klein ist.“ Zudem müsste die Arena von der inRostock GmbH betrieben werden, die ihrerseits erhebliche Zweifel bezüglich der Wirtschaftlichkeit einer zweiten Halle habe. Eva-Maria Kröger sagt: „Ich verstehe den Wunsch nach einer weiteren Sportfläche. Aber diese Arena müsste viel mehr leisten, um am Ende keine leerstehende, luxuriöse und teure Event-Halle zu sein. Eine ehrliche Debatte ist mir wichtig, deshalb habe ich die Zweifel aus der Verwaltung in die Bürgerschaft getragen. Nun wird offen diskutiert und das ist gut so.“

Dazu stellt der Geschäftsführer der OSPA-Immobiliengesellschaft, Matthias Horn, gegenüber dem Südstern klar, dass besagte Arena „niemals eine Sportarena“ gewesen sei: „Sie war immer eine Ergänzung, die notwendig wurde, weil die Stadthalle im Zuge ihrer Sanierung ja wesentlich vergrößert wurde.“ Somit seien Veranstaltungen mit zwei- bis dreitausend Zuschauer für diese Halle mit bis zu 6000 Plätzen eigentlich viel zu klein. Gerade nach ihrer Erweiterung sei es ja „Ziel und Zweck“ der Stadthalle gewesen, „dass sie sich um die großen Veranstaltungen kümmert.“ Das sei Aufgabe des Managements. Zumal Analysen bestätigen würden, dass es auch den Markt für Veranstaltungen mit mehr als 3000 Zuschauern gebe. Rostock müsse ja quasi fürs ganze Land denken. Deshalb sollten die kleineren Events in die multifunktionale Arena. „Da fallen dann auch mal Basketball- oder Handballveranstaltungen drunter“, ergänzt Horn.

Der Vorstandsvorsitzende der Rostock Seawolves, André Jürgens, sieht das ähnlich: „Wenn wir weiter so erfolgreich sind, wie jetzt, wäre die Wunschhalle der Seawolves natürlich immer die größtmögliche.“ Das hieße, in der 1. Liga würden die Profibasketballer die Stadthalle mieten und dann wäre für Konzerte bis 3000 Zuschauer die Arena da. Letztere wäre „ansich nicht zu klein für die Seawolves, aber permanent zu sagen, dass sie alle Spiele darin durchführen, das kann man nicht.“

Die Frau, die seit Jahrzehnten die meisten Erfahrungen auf dem hiesigen Veranstaltungsmarkt hat, denn sie ist seit 1992 die Verkaufsleiterin der Stadthalle und seit 1999 ihre Geschäftsführerin, bezweifelt stark, dass die Halle nach dem Arenabau noch ausgelastet werden würde: „Wenn es um die Gestaltung großer Tourneen geht, werden wir in der Regel nicht berücksichtigt, weil eher Hamburg und Berlin berücksichtigt werden und wir ein Flächenland sind. Der Zuwachs an Veranstaltungen ist sehr, sehr begrenzt“, begründet Petra Burmeister ihre Skepsis und ergänzt, dass es bislang auch nur sehr wenige Events gegeben habe, die aus Termingründen abgelehnt werden mussten. Die heutige Geschäftsführerin der Hansemesse- und Stadthallengesellschaft „inRostock“ ist zudem der Meinung, dass der jährliche städtische Zuschussbedarf für die Arena deutlich höher liegen würde, als die von der OSPA bislang veranschlagten 525 000 Euro.

„Aktuell werden alle Argumente und Interessen abgewogen, schließlich trifft die Bürgerschaft die letzte Entscheidung Ende März“, heißt es noch aus dem Rathaus und Matthias Horn beantwortet die Frage nach einer OSPA-Reaktion auf eine mögliche Ablehnung des Arena-Projekts so: „Dann werden wir gemeinsam mit der Stadt was Tolles auch anders entwickeln. Dann ist das so.“

Thomas Hoppe