„Nach abschließender Prüfung wurde das „alte Kraftwerk“ in der Erich-Schlesinger-Straße als Vorzugsvariante herausgearbeitet.“ Über dieses Ergebnis einer Machbarkeitsstudie zur bereits im Herbst 2021 von der Bürgerschaft beschlossenen „Entwicklung eines Kreativquartiers für Rostock“ informierte Oberbürgermeisterin, Eva-Maria Kröger (Die Linke), am 13. September die Volksvertreter der Hansestadt.
„Zu dieser Informationsvorlage, die wir alle zur Kenntnis nahmen, gab es keine Fragen und wir gingen weiter in der Tagesordnung“, sagt dazu das Südstädter Bürgerschaftsmitglied Kristin Schröder (Die Linke) dem „Südstern“ und ergänzt als Vorsitzende des hiesigen Ortsbeirats: „Ich würde es begrüßen, wenn die Kreativen in die Südstadt ziehen.“
Das wird die ehrenamtliche Vorstandsvorsitzende vom „Warnow Valley e.V.“, Karolin Quandt, freuen, denn ihr Verein, der seit Jahren der Träger des quasi provisorischen gleichnamigen Kultur- und Kreativquartiers am Warnowufer ist, sollte „von Anfang an“ die Schaltzentrale sein, um von dort ein neues Quartier zu suchen, wie sich die heute 36-jährige Rostocker Unternehmerin erinnert.
Aus einer Baracke seien inzwischen vier geworden und trotzdem reiche der Platz nicht aus. Denn die ganze Kreativszene sei auch in Rostock deutlich gewachsen: „Dazu gehören klassische Künstler*innen, Film und Ton, aber auch Agenturen, Architektur, Journalismus – diese Branche ist echt groß. Zahlenmäßig ist sie bundesweit die viertgrößte, vom Umsatz her rangiert sie noch vor Finanzen und Chemie.“
Das Warnow Valley belege gegenwärtig 800 Quadratmeter – benötigt würden nun jedoch mindestens 5000. „Denn die Menschen vor Ort brauchen mehr Platz – dort teilen sich manche bereits zu viert oder zu fünft einen Arbeitsraum – und wir kriegen pro Woche mindestens eine Hand voll Anfragen“, betont Karolin Quandt. Dazu gehörten auch Unternehmen, die bereits ein Büro irgendwo in der Stadt hätten, aber nicht mehr „wie ein Satellit, ganz allein“ arbeiten wollten.
Deshalb suchte der Trägerverein vor allem gemeinsam mit dem Planungsamt der Stadt und Rostock Business nicht nur für die rund 70 aktuellen Valley-Mieter einen größeren Standort zur Entwicklung des Kreativquartiers, sondern ergründet zudem, wer daran in der Region noch Interesse hätte.
Unter den dabei 35 begutachteten Objekten schälte sich letztlich das ehemalige DMR-Heizwerk in der Südstadt heraus. Das Umfeld biete „sehr gute Synergien, mit der Nähe zum Hauptbahnhof eine herausragende Erreichbarkeit und die erforderlichen Flächenbedarfe“, heißt es in der Info-Vorlage der Oberbürgermeisterin für die Volksvertreter. Demnach stehe auch der „private Eigentümer den Entwicklungsabsichten positiv gegenüber und für Gespräche zur Veräußerung oder als Bauträger zur Entwicklung der Immobilie und späterer Vermietung zur Verfügung.“
Nunmehr müssten die Kosten für einen nötigen Um- und Ausbau ermittelt werden, wie auch die Betriebs- und/oder Mietkosten. Da die erforderlichen Baumaßnahmen allerdings mindestens fünf bis sieben Jahre dauern würden, benötige das Kreativquartier eine Übergangslösung, die u.a. eine Einmietung im Doberaner Hof bedeuten könne, so die Verwaltungschefin weiter. Der jetzige Standort des Warnow Valleys werde nämlich als nicht mehr zumutbar eingeschätzt und durch den privaten Eigentümer als Wohnungsbauland entwickelt.
„Wir waren in der Südstadt vor Ort und haben uns dort mit dem eingemieteten Kraftwerk e.V. ausgetauscht, den es auch schon seit zehn Jahren gibt. Das Projekt können wir nur zusammen denken, weil wir jetzt natürlich nicht andere gemeinnützige Strukturen verdrängen wollen“, betont Karolin Quandt zuversichtlich.