Südstadt-Center in Schwierigkeiten?

„Es wäre schön, wenn an einem Wochenende im Advent ein kleiner Stadtteil-Weihnachtsmarkt mit lokalen Anbietern vor dem Südstadt-Center stattfinden könnte“, meinen unsere Leserinnen Monika Eggert und Margitta Böther. Was halten Sie von dieser Idee?

Das Südstadt-Center ist ein beliebter Anlaufpunkt für die Bewohner des Stadtteils. Ob Einkäufe, Arzttermine oder Mittagessen – es herrscht reger Betrieb. Dennoch drohte dem Einkaufszentrum kürzlich die Sperrung der Fernwärme. Schuld soll der Immobilienbesitzer sein.

Ende Oktober kündigten die Rostocker Stadtwerke an, dem Südstadt-Center die Fernwärme abzudrehen. Der Grund? Offenbar zahlte der Besitzer des Einkaufszentrums, eine Berliner Immobiliengesellschaft, schon seit einiger Zeit die Rechnungen beim Versorger nicht vollständig. Alexander Christen, Sprecher der Stadtwerke, wollte die genaue Höhe des angesammelten Schuldenberges nicht nennen. Wiederholt hätten die Stadtwerke Mahnungen an den Center-Besitzer verschickt. Als es darauf keine Reaktion gab, folgte die nächste Eskalationsstufe: „Mit einer Woche Vorlauf haben wir dann die Sperrung angekündigt.“ Dass die Stadtwerke zu diesem Mittel griffen sei „sehr selten“, meinte Christen.

Laut Medienberichten verwies der Eigentümer des Centers auf die Schulden des Vorbesitzers. Diese Zahlungsrückstände seien beim Kauf 2022 von ihm übernommen worden. Nun werde vom ehemaligen Eigentümer des Südstadt-Centers die Erstattung der Altschulden gefordert.

Ist im Streit eine Lösung in Sicht? Eigentümer äußert sich nicht

Kalte Heizkörper konnten aber schließlich durch eine Teilzahlung der Schulden an die Stadtwerke abgewendet werden. Doch scheint der Konflikt weiter zu schwelen – zum Leidwesen des Einzelhandels. „Ich habe immer meine Abschläge an den Eigentümer bezahlt“, beteuert etwa der Optiker und Hörgeräteakustiker Hannes Werner. Seit 30 Jahren betreibt er mit seiner Frau ein Geschäft im Südstadt-Center. Menschen wie er stehen im Konflikt zwischen den Fronten. Sie zahlen, und wären von Wärme-Sperren der Stadtwerke doch als erste betroffen.

Wie solch eine Eskalation in Zukunft verhindert werden soll, und ob eine Lösung im Streit mit dem Vorbesitzer und den Stadtwerken in Sicht ist, wollten wir vom Berliner Eigentümer des Hauses wissen. Eine Antwort blieb jedoch aus. Auch auf die Frage, wie die Besitzer das wichtigste Einkaufszentrum des Stadtteils in Zukunft entwickeln wollen, äußerte sich das Unternehmen nicht.

Dabei scheint es vereinzelten Unmut über den Standort zu geben. So schließt etwa das Modehaus Nikolaus seine Filiale, wirbt im November mit großem Ausverkauf. Wird das Südstadt-Center also schleichend unattraktiver? „Wir schließen, das sagt doch alles aus“, antwortet eine Modeverkäuferin während des Ausverkaufs ihres Ladens.

Center erfüllt auch soziale Funktion

Jedoch: Diesem Pessimismus will sich etwa Bianca Ngo nicht anschließen. Sie verkauft zweimal wöchentlich Obst und Gemüse auf dem kleinen Wochenmarkt am Center. „Das ist für uns ein lohnendes Geschäft“, sagt sie.

Und gerade für die ältere Kundschaft scheint das Südstadt-Center eine besondere Bedeutung zu haben. Etwa radelt die Seniorin Elisabeth Tomrasch stets aus Biestow her, um all ihre Besorgungen zu machen. Auch ihre Ärzte haben hier ihre Praxis. „Ich habe hier alles auf einem Fleck“, erklärt sie.

Aus anderen Gründen verbringt der 82-jährige Jürgen Andzinski viel Zeit im Einkaufszentrum. Er steht vor einer Eingangstür und raucht einen Zigarillo. Es ist der soziale Aspekt, wegen dem er hier ist. „Für meine Generation ist das hier ein Treffpunkt. Wenn man den ganzen Tag nur zuhause sitzt, tut das ja keinem gut.“

Malte Fuchs