SPD liegt in der Südstadt knapp vorn
Angesichts der aktuellen politischen Lage sind die Ergebnisse der Rostocker Bürgerschaftswahl und der Wahlen zum Europaparlament in diesem Jahr von besonderer Brisanz.
Nach den endgültigen Wahlergebnissen besetzt die AfD in der neuen Bürgerschaft, die sich am 17. Juli konstituieren soll, wie auch die CDU, neun Sitze – erreichte aber mit 54 079 Stimmen (17,5 Prozent) das beste Ergebnis (CDU: 50 198 Stimmen; 16,3 Prozent).
Mit jeweils acht Sitzen folgen die Linke (44 429 Stimmen, 14,4 Prozent) und die SPD (43 454 Stimmen, 14,1 Prozent). Die Grünen kommen auf 6 Sitze (34 394 Stimmen, 11,1 Prozent) und das neue BSW auf fünf Sitze (28 970 Stimmen, 9,4 Prozent).
Bei der Bürgerschaftswahl hatten alle Wähler*innen jeweils drei Stimmen und es gilt keine Fünf-Prozent-Klausel. Somit werden auch die FDP (2 Sitze), der Rostocker Bund (2), die UFR, Die Partei, Volt und die Freien Wähler mit jeweils einem Sitz im Rathaus vertreten sein.
In Biestow führt bei hoher Wahlbeteiligung (mit Gartenstadt und Stadtweide 79,2 Prozent, davon 33 Prozent Briefwähler*innen) die CDU in der Wählergunst. Unterm Strich kamen die Christdemokraten in Biestow/Gartenstadt/Stadtweide auf 25,6 Prozent, die SPD auf 15,4, die Grünen auf 12,1, die AfD auf 12,0, die Linke auf 9,4 und das BSW auf 9,1 Prozent.
In der Südstadt, mit ihren zehn Wahllokalen, wechselten in den jeweiligen Spitzenpositionen vor Ort die SPD, die AfD und die CDU. Die Wahlbeteiligung in der Südstadt lag bei 62,8 Prozent. Insgesamt bekam in der Südstadt die SPD die meisten Stimmen (16,5 Prozent), gefolgt von der CDU (15,5), der Partei Die Linke (15,3), der AfD (14,1), den Grünen (11,2) und dem BSW (9,5 Prozent).
Das hiesige Ortsbeiratsmitglied Dr. Stefan Posselt (38) wird für die SPD aus dem Wahlbereich 3 wieder gemeinsam mit Thoralf Sens ins Rathaus einziehen. Dr. Posselt (allein in der Südstadt 1181 Stimmen) freut sich, dass sein jahrelanges Engagement für den Rostocker Süden wahrgenommen wird. Er erklärte, dass er seine „kritisch-konstruktive Sachpolitik“ fortsetzen werde, ohne „mit fremdenfeindlichen und/oder antidemokratischen Elementen in den Rostocker Gremien“ zusammenzuarbeiten.
Die Ortsbeiratsvorsitzende in der Südstadt, das mit Robert Kröger im Wahlbereich 3 wiedergewählte Linke-Mitglied der Bürgerschaft, Kristin Schröder, ist vom Wahlergebnis erschüttert: „Diesen Rechtsruck habe ich hier nicht erwartet.“ Sie fühlt sich persönlich von den Wähler*innen „abgestraft“. Obwohl sie seit zehn Jahren so viel Zeit für die ehrenamtliche Arbeit im Ortsbeirat investiere, habe sie allein in der Südstadt nur 789 Stimmen erhalten: „Wir machen so viel für die Südstadt, Geh- und Radwege, kümmern uns um zahlreiche Projekte, wo wir hingehen und man ist mit allen in Kontakt. Und einer, der hier noch niemals einen Handschlag gemacht hat, kriegt auf Schlag 1295 Stimmen! Was ist das für eine Wertschätzung?“ Trotzdem würde sie wieder als Ortsbeiratsvorsitzende antreten, sagte Kristin Schröder. Die Konstituierung wird für Oktober erwartet.
Der Arzt Dr. Heinrich Prophet, der für die CDU in Biestow/Gartenstadt/Stadtweide und in der Südstadt die meisten Stimmen erhielt (1428 bzw. 1381) vergleicht im Rückblick den Wahlkampf mit seinem parallelen Training für den norwegischen 550-km-Radmarathon Styrkeprøven (Kraftprobe): „Beides habe ich erfolgreich geschafft – auf dem Rad bei rund sechs Grad 27 Stunden lang (davon 12 Stunden im Regen) und so ähnlich war auch mein Wahlkampf. Wir hätten zwar gern die AfD auf die Plätze verwiesen, doch das hat nicht geklappt. Wir werden uns weiter Mühe geben für die Stadt!“
Thomas Hoppe