Kunstobjekte der Südstadt auf Wanderschaft

Ein ungewöhnliches Schicksal ereilte die Plastik „Stählerne Doppelhelix“ (oft auch „Kybernetik“ genannt) vor dem ehemaligen Datenverarbeitungszentrum des VEB Maschinelles Rechnen in der Südstadt, Erich-Schlesinger-Straße. Das von Manfred Kandt in den Jahren 1971 bis 1973 geschaffene Kunstwerk mit dem Titel „Datenverarbeitung – Natur und Technik DNS-EDV“ ist in der Kunstschmiede Laufer KG in Eisenach schmiedetechnisch aus vielen Einzelteilen entstanden. In der Stahlkonstruktion lässt Kandt die Doppelhelix von den Regelkreisen Natur und Technik durchdringen und gestaltet dies als einen harmonisch ablaufenden Vorgang. Die imposante Plastik hat eine Höhe von fast 5m, einen Durchmesser von 3m und ein Gewicht von 1,2 Tonnen.
Das Gebäude mit Grundstück wurde nach 1990 an einen Investor der ARAG-Versicherungsgruppe verkauft. Aus einem Artikel der OZ vom 20. Oktober 2000 geht hervor: Nach Aussagen des neuen Eigentümers würde nach der Neugestaltung des ehemaligen Standortes das Kunstwerk nicht mehr in die Architektur passen. Der Bauherr hat 1997 der Stadt die Spirale für ihren Kunstfundus angeboten, aber die Umsetzung und Werterhaltung sprengten das Budget des Kulturamtes nach eigenen Aussagen. Daher lagerte die Stahlplastik seit 2000 fernab der Öffentlichkeit auf dem Hof hinter dem Gebäude.
Durch einen glücklichen Umstand zeigte der Eselhof in Schlage Interesse an dem Kunstwerk und erwarb dieses 2008. Dort kann es noch heute betrachtet werden.
Die 1978 fertiggestellte Sport- und Kongresshalle, heute Stadthalle, vereinte im Innenbereich zahlreiche künstlerische Elemente.

Die Badende Skulptur Rostock Südstadt

Plastik „Die Badende“ von Reinhard Dietrich, Foto: Liane Buchmann

Unter anderem zierte die Plastik „Die Badende“ von Reinhard Dietrich fast 30 Jahre den Lichthof der Stadthalle. Im Zuge der Umbauarbeiten 2006 wurde sie in den Kellerräumen der Stadthalle gelagert und schlummerte dort vor sich hin. 2016 erfolgte eine Übergabe der Plastik an die Stadt, da auch nach den Umbauarten 2017 keine Wiederaufstellung geplant war. Nach umfangreicher Suche für einen geeigneten Standort hat sie wieder einen Platz in der Öffentlichkeit gefunden. Passend zur Thematik ziert die Bronzefigur nun auf einem Granitsockel den Vorplatz zur Neptun-Schwimmhalle im Hansaviertel.

1970 kamen die Südstädter in den Genuss einer repräsentativen und sehr beliebten Gaststätte. Die gastronomische Einrichtung „Kosmos“ gibt es heute nicht mehr, aber vielen Rostockern ist der Name auch heute noch präsent und wird häufig als Standortangabe verwendet. In der Ausgabe der Stadtteilzeitung Südstern Oktober-Dezember 2016 berichtete Jens Andrasch über die interessante Geschichte des Komplexes Südstadtcenter. Kunst am Bau verschönert das Aussehen einer Einrichtung, so auch der von Inge Jastram gestaltete „Keramikfries Störtebeker“ in dem von Müther konzipierten Gebäude. Die gebrannten, handbemalten Keramikplatten fanden 1971 dort ihren Platz. Umbauten während der Jahre 1996 und 2008 haben wahrscheinlich zum Verschwinden des Reliefs geführt. Wer weiß etwas über den Verbleib des „Keramikfries Störtebeker“ oder besitzt noch ein Bild davon?

Müther Betonschalenbau Rostock Südstadt Kosmos

„Kosmos“, Ansicht 1975, Foto: BSFA Jens Andrasch

Liane Buchmann